Diese Mauer fasst sich selbst zusammen und der Stern hat gesprochen, der Stern hat auch was gesagt.

von Miroslava Svolikova
Uraufführung: 31.Januar.2017
Besetzung: Simon Bauer, Katharina Farnleitner, Steffen Link, Sebastian Schindegger, Dolores Winkler
Autorin: Miroslava Svolikova
Regie: Franz-Xaver Mayr
Bühne & Kostüme: Michela Flück
Dramaturgie: Anna Laner
Ausschreibungen, Projektanträge, Bewerbungen, Evaluationen – das Leben von Freiberuflern, die doch eigentlich all ihren Elan und Idealismus in ihre jeweilige Kunst investieren wollen, ist oft undankbar und der Weg zu neuen Aufträgen führt durch einen Wust an Papierkram. Aber was bleibt einem schon übrig? Und so stellt auch der widerständige Geist seine Phantasie immer wieder unter das Kuratel von Wettbewerben.

In Miroslava Svolikovas absurder Farce mit dem prägnanten Titel »Diese Mauer fasst sich selbst zusammen und der Stern hat gesprochen, der Stern hat auch was gesagt« sind es drei Figuren, die sich ins finstere Herz der Antragsbürokratie vorwagen. Jeder von ihnen meint eine Ausschreibung gewonnen zu haben, die sie dazu verpflichtet – hoffentlich auch befähigt – eine Aufgabe zu übernehmen. Welche Aufgabe? Das wissen sie nicht. Eine wichtige eben, vielleicht die »wichtigste unserer Zeit«, wie eine Figur vermutet! Zu allem wild entschlossen, haben sie sich zusammengefunden, ausgerüstet, bewaffnet mit Sieben. Sieben? Wozu die Küchengerätschaften im Rahmen ihrer Mission gut sein sollen, ist ein weiteres jener Geheimnisse, mit denen sie sich am Anfang konfrontiert sehen. Dazu gehört auch die Frage, ob ein Teesieb zur Lösung der wichtigsten aller Aufgaben sachgerecht ist, oder ob riesenhafte Köcher vonnöten sein würden. Wieso gibt es aber überhaupt drei Sieger? War die ominöse Ausschreibung etwa ein Gruppenprojekt? Einer der drei weiß immerhin noch, dass irgendeine sagenumwobene Fortbildung der gemeinsame Grund für die Zusammenkunft sei.

Plötzlich finden Sie einen Zettel. Es ginge um »die Rettung der Onion«, aber die Handschrift ist sehr undeutlich und so ist die Verwirrung zunächst komplett. Als sich dann auch noch der Raum, in dem sich die drei aufhalten, als futuristisches Museum herausstellt, mitsamt einem Hologramm als Führer und reichlich skurrilen Exponaten, werden die Verhältnisse endgültig unübersichtlich…

Mit Miroslava Svolikova, geboren 1986 in Wien, betritt eine Spezialistin für verschrobenen Humor die deutschsprachige Theaterszene. Ursprünglich aus der Bildenden Kunst kommend, studierte sie Szenisches Schreiben im Lehrgang »Forum Text« von uniT Graz und gewann 2015 den Retzhofer Dramapreis für ihr Erstlingsstück »Die Hockenden «, ein Portrait einer von Stagnation und Frust geprägten Provinzlandschaft, das in der vergangenen Spielzeit am Burgtheater und am Schauspiel Leipzig zu sehen war. Für den Entwurf ihrer Farce wurde Svolikova mit dem Hans-Gratzer-Stipendium des Wiener Schauspielhauses ausgezeichnet. Sie hatte sich unter ca. 50 Bewerber*innen durchgesetzt. Fünf Autor*innen waren im Frühjahr 2016 zu einem Workshop unter der Leitung des Dramatikers Falk Richter eingeladen worden. Gemeinsam mit Richter und der Dramaturgie des Schauspielhauses wurde an den Texten gearbeitet, die später in Zusammenarbeit mit dem Max Reinhardt Seminar in Szenischen Lesungen öffentlich präsentiert wurden. Sowohl eine Fachjury wie auch das Publikum votierten im Anschluss für Miroslava Svolikova als Gewinnerin des von literar mechana gestifteten Werkauftrags.

Franz-Xaver Mayr, geboren 1986 in Hallein, studierte Regie an der Zürcher Hochschule der Künste. Für seine Diplominszenierung »Antigone« wurde er 2016 zum renommierten Körber Studio für junge Regie nach Hamburg eingeladen. Er inszenierte außerdem bereits am Theater Luzern und wird im Frühjahr 2017 am Theater Basel arbeiten. In der letzten Spielzeit gewann er gemeinsam mit Korbinian Schmidt zudem den Nachwuchswettbewerb des Theaters Drachengasse.

In einer Zeit, in der das Theater dringend politische Komödien brauchen kann, schafft Miroslava Svolikova ein Stück, das in seinem Humor an große Vorbilder des Absurden wie Beckett oder Pinter erinnert. Es ist eine Farce über die leider oft aussichtslose Sehnsucht von Menschen, die Welt durch Politik oder Kunst zum Positiven zu beeinflussen. Momentan scheint niemand ein wirklich probates Rezept zu kennen, mit dem wir aus der beinah unübersichtlichen Vielzahl politischer Krisen herausfinden könnten. Bleibt uns in der Absurdität unserer Zeit wenigstens der Humor?

Zur Autorin

Miroslava Svolikova studierte bildende Kunst und Philosophie in Wien und szenisches Schreiben bei uniT Graz. Ihre Stücke wurden mehrfach ausgezeichnet und in mehrere Sprachen übersetzt. Sie lebt und arbeitet in Wien. Zuletzt: „Europa flieht nach Europa“, UA 2018 Deutsches Theater Berlin in einer Produktion des Burgtheaters Wien, „Diese Mauer fasst sich selbst zusammen und der Stern hat gesprochen, der Stern hat auch was gesagt“, Uraufführung 2017 am Schauspielhaus Wien.

Website: miroslavasvolikova.com

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